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Mutter werden und man selbst bleiben – geht das überhaupt?

Schaffe ich es mit Kind, ich selbst zu bleiben? Was ist, wenn ich beruflich nochmal was ganz anderes in meinem Leben machen möchte? Vielleicht ins Ausland gehen oder auf einem Schiff anheuern? Kann ich das dann überhaupt noch? Fragen, die mich lange davon abgehalten haben überhaupt über Kinder nachzudenken. 

Bei Freundinnen oder Bekannten konnte ich schließlich beobachten, wie sich deren Leben – und vor allem sie selbst – nach der Geburt verändert haben. Als hätten sie zusätzlich zu ihrem Kind ein zweites Ich geboren. Ein Ich, das zwanghaft von Brei, Erziehungskonzepten, Stoffwindeln, Testberichten für Kindersitze oder den besten Windelmarken erzählt. Ein Ich, dass quasi mühelos das früher witzige, unternehmungslustige und spontane Ich verdrängt hat; das auf einmal anfängt zu filzen, häkeln, stricken und obendrein kitschige Herzen aus Salzteig formt. So wollte ich auf keinen Fall werden. 

Gäbe es ein Hogwarts für Schwangere, dann wäre ich mit dem sprechenden Hut auf dem Kopf dagesessen und hätte eindringlich geflüstert: Bitte nicht nach Glucken-Claw, bitte nicht nach Glucken-Claw! Ja, im Nachhinein hatte ich wirklich wahnsinnige Angst davor, wie mich das Kind wohl verändern würde.

Jetzt hört der Spaß auf!

Gleichzeitig war ich auch super neugierig und gespannt auf die kleine Person, die mich bald 24/7 begleitet. Werde ich die überhaupt mögen? Und noch viel schlimmer: was ist eigentlich, wenn mich das Baby nicht mag? Mit solchen kruden Gedanken, haben bestimmt vielen werdenden Eltern, hab ich mich die letzten Schwangerschaftswochen rumgeschlagen – nur um dann festzustellen: Alles halb so wild. Es tut sich nicht mit großem Getöse der Himmel auf und eine schallende Stimme verkündet der ganzen Welt: „Anna Kukla, Du bist jetzt Mutter! Ab jetzt ist alles anders, verabschiede Dich von Deinem alten Leben.“ 

Salzteig und Nähmaschine

Natürlich habe ich mich verändert. Und ja, auch ich besitze jetzt eine Nähmaschine, habe schon Babyfüße in Salzteig gedrückt und 138 Testberichte über diverse Kleinkinder-Gegenstände gelesen – und fand einige sogar interessant! Neben all diesen Veränderungen bin ich aber trotzdem Ich geblieben. Ich lache noch immer über die schlechten Witze meines Mannes, habe unglaubliche Lust mich mit meinen Freunden zu treffen und bin weit davon entfernt eine ordnungsfanatische Übermutter zu sein. Stattdessen habe ich gemerkt, dass es sehr wenig braucht zum Glücklichsein. Und noch etwas weiß ich jetzt: genauso wenig, wie mein altes Ich verschwunden ist, ist das meiner Bekannten und Freundinnen verschwunden. Die sind noch irgendwo da draußen begraben unter dem ganzen Mami-Wahnsinn und dem Druck, alles richtig zu machen. Für diese Erkenntnisse bin ich meinem kleinen Mann sehr dankbar. Denn sie hilft mir, ganz beruhigt mein drittes Ich in Angriff zu nehmen: mein Gründerinnen-Ich. Ob mich das Start-Up-Leben auch verändern wird? Bestimmt! Ich freu mich schon.

Photo by Anna Kukla